Interner Bereich

Charakterstudie des Robert Leicht

Von Oswald Petersen, Kreuzlingen

Robert Leicht – eine Charakterstudie

Wer ist der Mann, der in Salem die Zügel in der Hand hält? Wie denkt er, was sind seine Leitlinien? Wo liegen seine Stärken, seine Schwächen?

Diese Fragen drängen sich auf, wenn man sich das Geschehen in Salem der letzten 2 Jahre ansieht. Denn eines ist offensichtlich. Der gesamte intellektuelle Überbau des „Salem an einem Ort“ kommt von Robert Leicht. Er ist der Mann der Stunde, umstritten zwar, aber jedenfalls zentral und auch in gewisser Weise unersetzlich, wenn man die Pläne denn befürwortet.

Manche sagen: Nein, eigentlich sind andere viel wichtiger, Stefan Soine etwa, oder Till Schreiter, oder Christian Niederhofer. Aber ich bin nicht dieser Ansicht. Ich sehe, dass es Robert Leicht ist, der den Internatsverein vom neuen Konzept überzeugt. Wer wie ich einige Stunden mit diesem Mann verbracht hat, weiß auch um seine Eloquenz, seinen Charme und seinen Esprit, den er gerne wortreich verströmt. Ich habe einmal in einer Verhandlung mit ihm und einer dritten Person gesessen, in der er 95% der Redezeit für sich beansprucht hat. Das ist schon beeindruckend. Ich meine das nicht ironisch, sondern ehrlich. Ich habe auch einige seiner Zeit-Artikel gelesen, und finde diese durchaus überzeugend, intelligent und geschliffen im Wort, klar in der Argumentationsführung, lesenswert. In einer Zeitung ist es allerdings einfach, monologisch zu sprechen, da ein Artikel per se ein Monolog ist.

Die intellektuelle Schärfe, der Esprit, und das große Sendungsbewusstsein sind durchaus positiv. Die Kehrseite ist: Es fehlt das Empfangen, das Zuhören, die Empathie, die Demut. Unverzichtbare Eigenschaften eines Pädagogen. Daher rührt dann auch die Unfähigkeit, Kritik einzuordnen, oder zumindest zuzulassen. Wer Robert Leicht oder seine Pläne kritisiert, wird von ihm persönlich angegriffen, in die Ecke gestellt, und in übelster Weise diffamiert. Das ist in den letzten Monaten sehr deutlich geworden und kann an vielen Beispielen leicht gezeigt werden. Dabei ist die Kritik häufig gar nicht persönlich gemeint, sondern einfach nur ein anderer Standpunkt in der Sache. Das kann Robert Leicht aber nicht unterscheiden. Für ihn sind seine Pläne und seine Person ein und dasselbe, daher ist ein Angriff auf seine Pläne ein Affront, der eine sofortige, persönliche und häufig völlig übermäßige Reaktion, quasi als Strafe, nach sich zieht. So agieren Diktatoren und Könige (l’etat – c’est moi), aber keine Demokraten.

Was heißt das nun für Salem? Nun: Salem ist derzeit eine halb-demokratische Institution, die von einem Monarchen regiert wird. Der Monarch wird von den relevanten Institutionen unterstützt, und in einer Art von Kadavergehorsam wird die Kritikunfähigkeit des Robert Leicht, die in seiner Person begründet ist, quasi institutionalisiert. Wer die Pläne angreift, oder auch nur kritisiert, wird als Nestbeschmutzer diffamiert, nunmehr nicht nur von Robert Leicht selbst, sondern von der gesamten Leitung. Die  demokratischen Kräfte in Salem sind entsetzt und empört, sie verlassen das sinkende Schiff oder gehen ins innere Exil. Die Situation in Salem ist, im Endeffekt, miserabel, so schlecht wie noch nie in seiner Geschichte.

In dieser Situation sollte man einmal die Frage stellen: Was passiert eigentlich, wenn Robert Leicht morgen ausfällt, z.B. von einem Bus überfahren wird. Es ist dies kein böser Plan sondern eine völlig normale Frage, die in jedem Projekt, das mehr als 10 Personen involviert, gefragt werden muss: Gibt es eine oder mehrere Personen, deren Mitarbeit an dem Projekt so entscheidend ist, dass das Projekt ohne diese Person(en) als Ganzes gefährdet ist. Wenn festgestellt wird, dass es tatsachlich solche key player gibt, dann ist dafür Sorge zu tragen dass diese ersetzbar werden. Das ist Projektmanagement nach Lehrbuch.

Im Projekt „Salem an einem Ort“ ist das gegeben. Ohne Robert Leicht fällt das Projekt auseinander. Salem ist mithin an die Person Robert Leicht gebunden, nachdem es sich nun einmal für das Projekt entschieden hat. Daher kann Robert Leicht jetzt machen was er will. Er kann Menschen beleidigen, er kann unter der Gürtellinie austeilen, oder seine willigen Gefolgsleute auf Mitarbeiter hetzen, die ihm missliebig sind. Es ist ein Zustand der vollkommenen Willkür eingetreten, und Vergleiche mit totalitären Staaten sind nicht ganz unangebracht.

Der Internatsverein, oder sollen wir sagen der Verein der Robert-Leicht-Steigbügelhalter, hat sich nun, nach der letzten Eskapade des Robert Leicht, die sogar dem ASV-Präsidium zu weit ging, zu 77 Prozent hinter Robert Leicht gestellt. „Was sollen wir denn auch machen. Das Projekt ist alternativlos, damit ist Robert Leicht alternativlos und jede weitere Diskussion schädlich.“ Diese Logik des IV ist nicht nur kurzsichtig, sondern brandgefährlich. Sie spielt Robert Leicht in die Hand, sie macht ihm die Schule untertan. Damit werden die Charakterschwächen des Monarchen auf die gesamte Institution übertragen. Intoleranz, Abmahnungen, Gleichschaltung sind die Folge, in Salem, einem Ort der ohne seinen historisch gewachsenen Pluralismus nicht leben kann. Die Freiheit des Wortes ist für Salem wichtiger als jedes Projekt, und sei es noch so zukunftsträchtig.

Salem ist dabei auf einen Demagogen hereinzufallen. Das heißt nicht, dass alle Ideen von Robert Leicht schlecht sind. Das ist wie mit den berühmten Autobahnen, die die Nazis gebaut haben. Aber wir sollten Inhalte und Personen auseinander zu halten. Und wenn sich einer daneben benimmt, so wie es Robert Leicht wiederholt tut, dann sollten wir uns von der Person trennen, ohne damit gleich alles in Frage zu stellen, was sie geplant hat. Salem kann, wenn es will, das Projekt „Salem an einem Ort“ auch ohne Robert Leicht bewerkstelligen. Was wir aber nicht mehr zulassen dürfen, ist Salem als Spielball einer kleinen Clique, einer reichen Machtelite, die die Schule, mangels besserer Beschäftigung, zu ihrem persönlichen Hobby gemacht hat. Diese ist dabei unsere Schule zu zerstören.

Die Kontrollinstanz Internatsverein, ein Gremium, das ein bis zweimal im Jahr zusammenkommt, durch Menschen, die sich beruflich mit ganz anderen Dingen beschäftigen, vermag auf die wirklich dramatische Krise der Institution Salem nicht angemessen zu reagieren. Der Internatsverein hat die Bodenhaftung, den Kontakt zur Schule, verloren, und ist in der Hand der Geschäftsführung. Da der Internatsverein nicht in der Lage, und auch nicht demokratisch legitimiert ist (Kooptation ist kein demokratisches Verfahren), die Schule zu führen, sollte er sich aus der Schulpolitik komplett zurückziehen.

Salem braucht eine innere Reform. Es braucht ein neues Reglement für die Führung. Diese Reform muss von innen, aus der Schule selbst kommen. Der erste Schritt wäre eine Entmachtung des Internatsvereins, am besten durch diesen selbst, der zweite eine demokratische Wahl eines neuen Oberleiters durch die Mitarbeiter aus ihrer Mitte, der dritte eine Neuordnung der Institutionen, die Salem unterstützen und kontrollieren. Die Kontrolle muss durch ein demokratisch legitimiertes Gremium erfolgen, in dem gewählte Vertreter von Mitarbeitern, Eltern, ASV und  Kultusministerium sitzen.

Solange Robert Leicht in Salem an den Schalthebeln der Macht sitzt, wird es mit Salem weiter bergab gehen. Das liegt, wie wir gesehen haben, in seinem Charakter begründet. Was mich am meisten erschreckt an dieser Sache ist der Eindruck, dass das ganze Projekt „Salem an einem Ort“ im Grunde nur aus dieser grandiosen Selbstüberschätzung resultiert, die Robert Leichts stärkster Wesenszug ist. Es geht Robert Leicht nicht um Salem. Robert Leicht geht es immer nur um eines: Um Robert Leicht. Das Projekt ist nur ein Mittel, um die Institution Salem gefügig zu machen. Das ist ihm inzwischen weitgehend gelungen. Aber ich glaube nicht, dass Salem diese Unterwerfung überleben wird.

Oswald Petersen Kreuzlingen
Ho 70-73, Sa 73-77, Sp 77-79

Nachsatz des Herausgebers vom 9. Dez. 2016:
Offener Brief an Robert Leicht: Robert tritt zurück

 

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