Offener Bereich

Salem am Abgrund

Beitrag von Oswald Petersen, Kreuzlingen

Wir sehen Salem mit hoher Geschwindigkeit auf einen Abgrund zufahren. Immer weniger Eltern sind bereit ihre Kinder in das größte Internat Deutschlands zu geben. Trotz einem 20-Millionen-Investitionsprogramm, trotz intensiver Werbung in teuren Hochglanzbroschüren, trotz öffentlicher Appelle an die Geschlossenheit der Salemer: Die bekannteste Schule des Landes ist von akutem Schülermangel bedroht. Insbesondere in der Unterstufe fehlt der Nachwuchs, es gibt gerade noch neun Fünftklässler, und für nächstes Jahr sieht es nicht besser aus. Das Hauptproblem der Schule ist ihre Leitung. Dem Duo Robert Leicht und Bernd Westermeyer gelingt es nicht, die Schule mit ihren hunderten von Mitarbeitern, Schülern und Eltern, sowie den mehreren tausend Altschülern, zu einen. Es herrscht offener Streit zwischen den Fraktionen, über mehrere Themenkomplexe. Das war früher anders. Salem hatte immer einen vielstimmigen Chor, aber nie war die Musik so dissonant wie in den letzten Jahren. Es regnet Abmahnungen und Entlassungen, und mancher Streit wird sogar in den öffentlichen Medien ausgetragen. Kündigungen, sei es von Eltern, Mitarbeitern oder Altschülern, sind an der Tagesordnung. Ein großer Streitpunkt ist die Schließung des Hohenfels, der Juniorenschule Salem, und ihr Umzug nach Salem in den Hauptsitz. Wenn es so weitergeht wie in den letzten zwei Jahren, wird es aber bald eh keine Hohenfelser mehr geben, da die Unterstufe sich zusehends in Wohlgefallen auflöst. Angesichts dieser extrem bedrohlichen Entwicklung ruft der Schulleiter um Hilfe, auch bei seinen Kritikern. Man möge doch bitte für die Schule werben. Allerdings hat die Leitung sich diese Entwicklung weitgehend selbst zuzuschreiben. Kinder sind das wichtigste Kapital einer Schule, und die Leitung hat einiges dafür getan dass Kinder und Eltern sich in Salem nicht mehr wohl fühlen. Kinder sind z.B. große Hohenfelsfans („Burg Schreckenstein“ läßt grüßen), aber der Hohenfels soll geschlossen werden. Eltern wiederum werden abgeschreckt von öffentlichen Aussagen der Schulleitung, die die finanzielle Situation der Schule in Frage stellen. Und nicht zuletzt ist der Streit mit dem früheren Schulleiter, Bernhard Bueb, der einer der bekanntesten Pädagogen Deutschlands ist, nicht hilfreich in der Werbung um Vertrauen von Eltern und Mitarbeitern. Hinzu kommt eine allgemein schwierige Marktsituation für Unterstufeninternate. Mehrere Schweizer und deutsche Internate haben bereits geschlossen oder zumindest ihre Unterstufen verkleinert, da die Nachfrage nach Internaten in dieser Altersgruppe zurückgeht. Salem wird von einem Internatsverein regiert, der vornehmlich aus Altschülern sowie einigen verdienten früheren Mitarbeitern besteht. Aktive Mitarbeiter sind hingegen nicht vertreten, ebenso wenig wie Eltern von Schülern, die aktuell in Salem zur Schule gehen, oder gar diese selbst. Dieser Verein trifft halbjährlich bis jährlich zusammen und pflegt seine zum Teil Jahrzehnte alten Vorstellungen von der Schule. Auch wenn die Spendenbereitschaft einiger Mitglieder vorbildlich ist, sind die Rezepte dieses Vereins wirkungslos. Dieser Club kann es nicht, er ist zu weit weg von der Schule. Über die wirklichen Bedürfnisse von Kindern, Jungen und Mädchen haben die Honoratioren nur entfernte Vorstellungen. Insbesondere der Vorsitzende, Robert Leicht, selbst kinderlos, versteht nicht, wie ein Internat ein attraktives Angebot aus Kinderaugen herstellen kann. Der Schulleiter wiederum, Bernd Westermeyer, predigt Disziplin und gute Schulnoten. Das scheint aber nicht die Herzen der Eltern und vor allem der Kinder zu gewinnen. Überhaupt fehlt die Einsicht, dass eine attraktive Schule nicht mit Geld zu kaufen ist, sondern nur mit Empathie für die anbefohlenen Schützlinge täglich neu erarbeitet werden kann. Salem ist ein Dienstleistungsbetrieb. Die Dienstleistung gilt dem Schüler. Im heutigen Salem hat man oft den Eindruck, dass es mehr um einen Dienst zugunsten der Schulleitung geht. Das wird nicht gut gehen. Wie sollen wir für einen solchen Ort werben? Der Internatsverein und die Schulleitung stellen sich angesichts der dramatischen Lage als Opfer dar und verweisen auf die Gegner der Hohenfels-Schliessung. Sie sollen für den Verfall der Schülerzahlen verantwortlich sein. Dass die Gegner der Schulleitung kaum öffentlich auftreten wird dabei geflissentlich ignoriert. Von der Schuldzuweisung abgesehen, haben sich die Mitglieder des IV auf eine Vogel-Strauss-Taktik verständigt. Die Debatte wird einfach verweigert, offenbar in der Hoffnung, dass nach der Auflösung des Hohenfels alles besser wird. Das ist Wunschdenken. Im Gegenteil wird es extrem schwer bis unmöglich sein, die Unterstufe neu aufzubauen, wenn sie einmal verloren ist. Der Verlust der Unterstufe gefährdet Salem als Ganzes. Das ist ein Fakt, der mit der Standortfrage gar nichts zu tun hat. Der IV hat offenbar beschlossen, die Tatsachen zu ignorieren. Eine Reform Salems müsste zunächst im Internatsverein ansetzen. Er sollte sich auflösen. Jedes einzelne Mitglied des IV sollte sich fragen, ab er/sie wirklich für die katastrophale Entwicklung der Schule mitverantwortlich zeichnen will. Im IV selbst wird eine Reform nicht möglich sein, daher sollte man diesem besser den Rücken kehren. Die auf den IV folgende, neue Führung sollte ein Gremium sein, das nah an der Schule ist. – nicht mehr als 12 – 15 Mitglieder hat. – mindestens monatlich zusammentrifft. – Vertreter aus Mitarbeitern, Eltern, Altschülern und Schulbehörde aufweist. – die Schulleitung inkorporiert. Ein solches Exekutivgremium könnte die Schule eventuell wieder auf Kurs bringen. Allerdings ist es kaum denkbar, dass diese Reform mit dem jetzigen Personal zu erreichen sein wird. Daher rast der Zug weiter auf den Abgrund zu, die Situation ist wirklich dramatisch. Wenn nicht bald das Steuer herumgerissen wird, kann die Schule Schloss Salem tatsächlich untergehen. Mit Baggern wird die Entwicklung jedenfalls nicht aufzuhalten sein.
Ende

Da dieser Facebook Artikel nichts an seiner Brisanz verloren hat, wird er auch hier gebracht.
2015 hatte die Schule seit Antritt von R. L. schon fast 100 Schüler verloren, der Verlust an Lehrern/ Mentoren setzt sich fort, 20 verlassen dieses Jahr die Schule.

Links:
Schwere Vorwürfe in Gerüchten, Vertrauen in die
Schule geschädigt (Details in Antrag I enthalten )
Wiederholung nicht verifizierter Vorwürfe gegen
Verantwortungsträger (Details in Antrag II enthalten)

 

 

 

 

 

 

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