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Ein Requiem für Salem

Ein Requiem für Salem, Beitrag von Carl-Christian Jancke,
Facebook am 9.3.2016 erschienen:

Bei dem prächtigen klassizistischem Bau, der den Gendarmenmarkt so schmückt, handelt es sich in Wahrheit um einen Plattenbau aus DDR-Produktion, verziert mit einer originalgetreuen Fassade. Im Inneren der Stahlkonstruktion ist nichts echt und schon vieles marode. Weil in Ost-Berlin ein ordentlicher Konzertsaal fehlte, modelte man das Theater einfach um und baute einen großen Saal, der irgendetwas zwischen Original und Wiener Hofburg präsentierte. 1984 wurde das Plagiat fertig. 1989 war die DDR pleite und am Ende. Potemkin hatte gesiegt.

Die Parallelen zu Salem sind augenfällig. Eine prächtige Fassade wird benutzt, um über die wahre Lage hinwegzutäuschen. Hergestellt mit einfachsten Mitteln und beklatscht von einer Funktionärskaste, die den Bezug zur Realität längst verloren hat und starrsinnig an ihrem Kurs “Vorwärts immer, Rückwärts nimmer” festhält. “Den Leicht in seinem Lauf halten weder Ochs und Esel auf.” Wandlitz läßt grüssen.

Die teure Nebelkerze täuscht auf Dauer über die Salemer Realität nicht hinweg: Der Verlustbringer “Salem-Kolleg”, die unausgelastete Oberstufe, die Tatsache, das bei gleichbleibender Struktur seit Jahren wegen des Leerstandes Einnahmen in Millionenhöhe fehlen, die innere Immigration der verbleibenden und der Brain Drain der pädagogischen Leistungsträger, die die Qualität Salems ausmachen.

Man könnte meinen, dass das Schauspielhaus, das man heute “Konzerthaus” nennt, ja immer noch steht. Das ist natürlich den großartigen Künstlern zu verdanken, die hier gerne und gut gastieren. Und der Tatsache, dass die DDR-Oberen die Platten mit viel Fassade ordentlich verborgen haben. Geholfen hat es ihnen nicht.

Auch das Salemer Schloss wird im Zweifel die Schule überleben, soviel ist sicher. Und vielleicht neue Hausherren finden, die dem alten Zisternienserkloster neues Leben einhauchen.

Mozarts Reqiem ist eine Trauermesse, die der Komponist kurz vor seinem eigenen Tod unvollendet hinterlassen hat. Seine Musik ist nicht abhängig von Steinen und Fassaden. So wie die Prinzipien Kurt Hahns, die auf den United World Colleges und in rund 100 Round Square Schulen gelehrt und praktiziert werden. Die Schönheit des Requiems strahlt Trauer, Ruhe und Zuversicht aus.

Die Ideen Kurt Hahns, die Erlebnispädagogik und der Anspruch, das für Recht Erkannte durchzusetzen, werden andernorts eherne Prinzipien von Bildung und Erziehung bleiben. Man muß kein Prophet sein, um zu erkennen, dass in Salem die Fassade bleibt. Sonst nichts.

rkt und lauschte einer Totenmesse, dem Requiem von Mozart. Nicht nur die Musik erschien dem Anlass angemessen, sondern auch der Ort.

von Christian Jancke

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